Führung auf dem Gelände der HERBERGEplus.

„Warme Füße für die Schlimmsten der Schlimmen.“
Eine Stadtführung im Bereich der ehemaligen Kettenstrafanstalt von Lüneburg zugunsten des Neubau-Projekts an der HERBERGEplus.
Auf dem rückwärtigen Gelände der HERBERGEplus (Beim Benedikt 11, 21335 Lüneburg) wurden kürzlich bei archäologischen Ausgrabungen spannende Einblicke in den Lebensalltag der zugegeben etwas makabre Geschichte des Lüneburger Strafvollzugs möglich. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung werden nun in mehreren Führungen in Kooperation von dem Lebensraum Diakonie e.V. und der Stadtarchäologie Lüneburg der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Neben der Geschichte der ehemaligen Kettenstrafanstalt von Lüneburg werden insbesondere die bei der archäologischen Untersuchung entdeckten Baustrukturen aus dem letzten Drittel des 19. Jhs. eine Rolle spielen.
Erforscht wurde ein mindestens zweiräumiges Gebäude aus Backstein, in dessen Mitte eine komplizierte Konstruktion aus mehreren Metallrohren in das Mauerwerk eingelassen waren. Die in den Keller führenden Metallrohre waren über mehrere Nischen – also ausgemauerte Lücken im Mauerwerk – zu erreichen und dienten offenbar als Heizsystem. Wir wissen aus schriftlichen Quellen, dass der ältere Teil der Lüneburger Kettenstrafanstalt bereits über eine aufwendige Heißluftheizung verfügte. Ähnliches ist nun auch für das neu entdeckte Gebäude anzunehmen. Offenbar hat man im Keller des archäologisch dokumentierten Gebäudes die Luft erhitzt und dann über ein Rohrleitungssystem in den jüngeren, seit 1877 entstandenen Bau der Kettenstrafanstalt geführt. So waren die Kettensträflinge des 19. Jhs. zwar zum Tragen einer Fußkette verpflichtet und mussten noch immer harte körperliche Arbeiten auf dem Kalkberg verrichten, ihnen wurden jedoch immerhin eine für die damalige Zeit hochmoderne Heizmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.
Während der Stadtführung werden wir das mithilfe modernster Technik dokumentierte Gebäude als 3D-Modell virtuell begehen und ihm seine Geheimnisse entlocken. Zudem wird eine Auswahl an archäologischen Funden präsentiert, die in der Verfüllung des rezent eingeschlagenen Kellergewölbes geborgen wurden. Etwa eine Bierflasche der St. Pauli-Bavaria-Brauerei (zwischen 1920 und 1932 produziert), die nachträglich zum Ansetzen von Rhabarberschnaps zweckentfremdet wurde, hat für besondere Erheiterung im Grabungsteam gesorgt. Tauchen Sie in das vergangene Leben in der Lüneburger Kettenstrafanstalt ein und entdecken Sie gemeinsam mit der Stadtarchäologie Lüneburg die Geschichte aus dem Untergrund.
Bildmaterial: Lebensraum Diakonie, Mai 2024
Wann: Donnerstag, 16.01.2025, 15:00 Uhr
Kostenfrei, Spende für das Neubau-Projekt erwünscht